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zur Petition und zu den durch Sie, Herr Stadtrat Seher, angeführten
Missständen haben wir bereits im Bauausschuss Stellung genommen. Es ist
bedauerlich, dass die Tatsachen auch in der Presse verzerrt dargestellt
werden.
Bisher wurde der Bereich der Sommerzone Lohtorstraße durch parkende
Autos verstellt, selten waren Parkplätze frei. Ein hoher Suchverkehr in
der Sackgasse führte häufig zu Staus. Die Sommerzone hat
Aufenthaltsbereiche geschaffen, die von der Bevölkerung sehr gut
angenommen werden. Wir erhalten viele positive Rückmeldungen und sind
sicher, dass sich auch das Kundenverhalten an die neue Situation
anpassen wird, nachdem durch die Einrichtung der Sommerzone einige
Parkplätze entfallen sind.
Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt sukzessive zu
erhöhen und damit auch Aufenthaltszeiten der Kunden in der Stadt zu
erhöhen. Die Stadtverwaltung setzt damit die Aufgabe um, die ihr im
Rahmen des Masterplans Innenstadt durch den Gemeinderat vorgegeben
wurde. Der Umbau der Lohtorstraße als Querachse zwischen Neckar und
Fußgängerzone sollte sich am Beispiel der Kirchbrunnengasse orientieren.
Die Einrichtung der Sommerzone ist eine temporäre Maßnahme, die den
endgültigen Umbau der Lohtorstraße erprobt. Jetzt schon konnten die
nicht tragbaren Zustände durch den Parksuchverkehr deutlich verbessert
werden.
Darüber hinaus ist es eine wichtige Aufgabe der Stadtverwaltung, unsere
Stadt klimaresilienter zu machen und sie an die Auswirkungen des
Klimawandels anzupassen. Dazu gehören unter anderem mehr entsiegelte
Flächen, mehr Grün und ein intelligentes Wassermanagement, sodass auch
anhaltende Hitzeperioden und Starkregenereignisse gut bewältigt werden
können. Die beiden
Sommerzonen sind auch Vorboten dieser Weiterentwicklung der Innenstadt.
Zur Parkplatzsituation: Parkplätze stehen in der Innenstadt und im
unmittelbaren Umfeld der Sommerzonen im ausreichenden Maß zur Verfügung.
Eine Studie der Stadtverwaltung hat gezeigt, dass es zu jeder Tageszeit
bis zu 2000 freie Stellplätze in den nahegelegenen Parkhäusern gibt. Das
dieses Konzept sehr gut funktioniert, sieht man in fast allen anderen
Großstädten.
Die Stadtverwaltung misst die Frequenzen in der Innenstadt regelmäßig.
Eine generell absinkende Frequenz ist nicht messbar. Im Gegenteil: Die
Frequenzen 2023 liegen teilweise über den Zahlen aus 2022. Durch die
Baumaßnahme der Stadtbahn ist jedoch insbesondere im Bereich der
Haltestelle Marktplatz temporär eine Veränderung der lokalen Frequenz
festzustellen-die jedoch auch zu
erwarten war. Dies zeigt zum einen den Erfolg der Stadtbahn. Sie ist der
wesentliche Frequenzbringer für die Innenstadt und wird von vielen
Bürgerinnen und Bürgern anderen Verkehrsmitteln vorgezogen. Zum anderen
macht es deutlich, dass die frühzeitige Kommunikation der Baumaßnahmen
in der Innenstadt durch die Stadtverwaltung wichtig und notwendig war
und ist.
Bereits im Spätjahr 2022 wurde durch Pressearbeit und eine
Infoveranstaltung auf die Baumaßnahme im Gleisbereich hingewiesen, so
dass der Handel eventuelle Schließzeiten im Sommer daran orientieren
konnte. Bedauerlicherweise lassen sich die Beeinträchtigungen über die
Bauzeit nicht
ganz vermeiden. Wir sind jedoch überzeugt, dass sich die Kundenströme
nach Beendigung der Arbeiten - dies wird in der Kaiserstraße bereits
Ende August, in der Bahnhofstraße am 6. September der Fall sein -
normalisieren.
Die Einrichtung der Sommerzone hat nicht zu einem Rückgang der
Frequenzen geführt. Eine Beendigung der Sommerzone führt also nicht zu
einer Erhöhung der Frequenz. Die Stadtverwaltung wird die Auswirkungen
der Sommerzone evaluieren.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Ringle
Bürgermeister
Replik
Sehr geehrter Herr
Bürgermeister Ringle,
vielen Dank
für die Beantwortung unserer Aufforderung vom
30.07.2023
zum Thema "Sommerzone",
mit der wir allerdings nicht konform gehen.
Leider weichen Sie - wie auch in der mit den Händlern geführten
Diskussion am 4.8.2023 im Großen Ratssaal - den von der
Stadtverwaltung durch den Freibrief "Masterplan" am
Gemeinderat vorbei geschaffene Problemen aus und verschieben
diese auf das Nebengleis der Baumaßnahmen wegen der Stadtbahn
und ziehen dazu das gesamte verfügbare
Rechtfertigungsregister zu deren Verdeckung.
Im Gegensatz zu Ihrer Darstellung, daß die Tatsachen in der
Presse verzerrt dargestellt würden, müssen wir solches von Ihrer
Seite - nämlich als Beschönigung - wahrnehmen.
Nicht verdecken können Sie dabei allerdings, daß es in
besonderer Weise darum geht, wie schon seit einiger Zeit auf
verschiedenen Ebenen praktiziert, durch solche und andere
Maßnahmen letzten Endes den Bürgern die Freiheit eigener Wahl
der Fortbewegungsmittel zu nehmen.
Im Klartext heißt das doch wohl, daß das Parkhauskonzept nicht
die Erwartungen erfüllt und dafür Sorge getragen werden muß,
diese zur Gewinnmaximierung zu verhelfen.
Dabei ziehen diese dank unserer großartigen Stadtplaner den
Verkehr selbst bis in die Innenstadt herein - künftig mit der
von Elektrofahrzeugen ausgehenden besonderen Gefahrenlage.
Neu ist uns - wie Ihrer Laudatio auf die Stadtbahn zeigen soll,
daß diese der wesentliche Frequenzbringer für die Innenstadt
sei: Vor deren Einführung war in der Innenstadt
keinesfalls "tote Hose".
Im Gegenteil florierte sie ganz anders als heute, wo sie
inzwischen dank der von Ihnen hervorgehobenen
Aufenthaltsqualität zunehmend gemieden wird.
Wir halten Ihnen zugute, daß Sie aus mangelnder Kenntnis der
Stadthistorie nicht wissen können, daß sowohl die damalige
Sperrung der Kaiserstraße (als auch bereits zuvor der
Sülmerstraße) für den Autoverkehr schon zu erheblichen
Verschiebungen bis zu Insolvenzen im dortigen Einzelhandel
geführt hatte - um es noch moderat auszudrücken.
Profiteure sind Discounter, Onlinehandel und die Grünen Wiesen
in weitem Umfeld, denn der schnelle Einkauf in einem städtischen
Fachgeschäft wird dank solcher planerischen Fähigkeiten wirksam
unterbunden.
Wenn Sie mit "vielen positive Rückmeldungen" argumentieren
wollen, so ist dies eine Behauptung ohne meßbare Relevanz und
sagt nichts aus über die Meinung jener, die nun
die Zone dank Ihrer Maßnahme meiden.
Und wenn Sie mit der Modehype Klimawandel - mit der sich
neuerdings restlos alles begründen läßt - argumentieren, dann
waren es doch auch die superschlauen Stadtplaner, die jegliche
Kritik an ihren Vorstellungen dank einer naiven Abnickrunde im
Gemeinderat zerreden konnten und damit erst die Zustände
geschaffen haben.
Warum machen Sie die Sommerzone nicht in der autofreien
Sülmerstraße und dem Kiliansplatz?
Weil Ideologie dem wirtschaftlichen Denken vorgezogen wird!
Mit freundlichen Grüßen
Alfred Dagenbach
Michael Seher
Stadtrat
Stadtrat
7.8.2023
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